Der Grandseigneur

Der Pressefotograf Fritz Klinsky wäre heuer 100 Jahre alt
2. Juli 2025 durch
Gerhard SOKOL

Foto oben: Auszug aus dem Artikel von Georg Markus im KURIER vom So. 29.6.2025

Friedrich KLINSKY,

geb. 1925, der Grandseigneur unter den österreichischen Pressefotografen - wer aus der Medienbranche kannte ihn nicht? Der passionierte Pfeifenraucher war seit 1954 Mitglied im Syndikat der Pressephotographen, Pressebildagenturen und Filmreporter Österreichs. 1970 wurde er gemeinsam mit Nora Schuster und Herbert Sündhofer in den Vorstand gewählt. Er verstarb im Jahr 2002 und wäre heuer im Dezember 100 Jahre alt.

Fritz war es, der mich im Jahr 1970 einlud, zum KURIER zu kommen, ich würde gut in die Redaktion passen. „Ich sage dem Strohal Bescheid“ meinte er und nahm die Pfeife, eben angeraucht, aus dem Mund. „Wir bauen aus, es wird einen Sonntagskurier geben, wir brauchen gute Leute, die willens sind, auch am Wochenende zu arbeiten“. 

Was für eine Frage? Wochenende frei gab es auch bei der Agentur Votava nicht, der ich drei Jahre diente. Und bei der Neuen Zeitung, wo ich inzwischen auf Einladung Kurt Martineks eingestiegen war und mich wohlzufühlen begann, gab es auch die kuriosesten Dienstzeiten und jede Menge Abenteuer zu bestehen. Gute Schule war sie allemal, die Neue, gute Kollegen in den Redaktionen und eine Vielfalt an Terminen. 

Ich begann zu überlegen, weil ich doch auch ein Angebot der „Presse“ in der Tasche hatte - aber natürlich stellte der KURIER eine echte, große Marke dar. Dazu mit einem breiten Bildangebot und Beilagen, die man ruhig als sensationell gelten lassen konnte. Fotografenleben vom Feinsten!

Wenige Tage später sprach ich in Begleitung Fritz Klinskys im zehnten Stock des Hochhauses in der Wiener Lindengasse bei Chefredakteur Strohal vor. Mit Handschlag war bald alles besiegelt – und meine umfassende Karriere als Redaktionsfotograf im KURIER nahm am 1. August 1970 ihren Anfang.

„Kli“, wie der routinierte Herzeigereporter von allen genannt wurde, war von erster Minute an eine echte Bereicherung meines Lebens als Redaktionsfotograf, und als mein Mentor machte er mich mit allen Regeln des täglichen gemeinsamen Verkehrs mit Hunderten Mitarbeitern vertraut. Ich war vom Betrieb der riesigen Zeitungsredaktion mit zahlreichen bekannten journalistischen Größen, Fotografinnen und Fotografen beeindruckt. Alle saßen auch bei größerem Wellengang im selben Boot, die Redaktion hatte ein eigenes Statut und setzte sich auch bei der Wahl des Chefredakteurs durch.

Natürlich war ich auf Klinskys Geheiß bald der, der kein NEIN kannte, sich in allen vorstellbaren Szenen bewährte und schließlich im Parlament wie bei Parteitagen und in allen Fußballstadien zu Hause war. „Kli“ kannte sich aus, bewertete sachlich und erläuterte Zusammenhänge, reichte mir Bildfunkkenntnisse weiter und unterstützte, wo er konnte.  

Bald war ich wie er: ins Parlament mit Krawatte und Sakko, zum Fußball mit Bildfunk nach Spanien, zum Opernball, um schnell die ersten Fotos zu liefern. Ja, auch Olympische Spiele, Weltmeisterschaften – kein Ende absehbar. Er war es auch, der sich einsetzte, mein Gehalt als angestellter Fotograf entsprechend anzupassen. Es waren die prall gefüllten Siebziger-, Achtziger- und beginnenden Neunzigerjahre des 20. Jahrhunderts, die man sich heute kaum mehr vorstellen kann. 

Tatsächlich hat jede großartige Zeit auch immer eine Wende. So beliebt „Kli“ auch war, kamen doch Erfordernisse, Umstände, die nicht unbedingt seine Sache waren – eines Tages bekam er jedenfalls die „eindringliche“ Chance, in das Schwesterprodukt, zum Magazin Wochenpresse, zu wechseln. Seine Tätigkeit für den KURIER endete damit doch ein wenig abrupt. „Kli“ war - wenn auch geschätzt - nicht mehr bereit, alles und jedes wie früher zu tun. Das Angebot zum Wochenmagazin zu wechseln kam daher wie für ihn gemacht. 

Wir verloren einander aus den Augen, das digitale Zeitalter brach herein; alles lief plötzlich anders, neuer, schneller. Im August 2000 endeten dann auch meine Dienste für den Kurier. 30 Jahre – inklusive vieler Jahre mit „Kli“ - waren eine Zeit, für die ich dankbar bin. 

Von Fritz Klinskys Sohn Alexander, von dem ich aus Erzählungen wusste, dass er als Schuljunge in den Ferien mit seinem Vater per Bahn nach Passau fuhr und dann mit einem Faltboot bis zur Reichsbrücke stromab nach Hause schipperte, erfuhr ich vor einigen Jahren, dass er nach Wien kommen würde, um Erinnerungen an den Vater aufzufrischen, auszutauschen. Ich bat ihn zum Kaffee. 

Danke Alexander, für diese fundierte Aufbereitung. Ich denke gerne an deinen Gentleman-Vater, der es wahrlich verdient, dass man sich zum 100. Geburtstag an ihn erinnert!

Ich werde ihn sicher nicht vergessen.

Gerhard Sokol

https://www.pressreader.com/austria/kurier-3402/20250629/281857239528281?srsltid=AfmBOoqlUkIBuDz62whPJRaUQtdFYWPkxBaXWbEmKqG63nS05N2gel_k